Und darauf einen Toast!

25 Sep Und darauf einen Toast!

RIG_Head

Liebe Konzertbesucher, liebe Daheimgebliebene,

es ist geschafft! Die seit 2018 geplante Konzertreise, die 2019 überaus erfolgreich in den Vorverkauf ging, nur um 2020 und 2021 wegen der Corona-Pandemie zwei Mal um ein Jahr verschoben zu werden, konnte im Spätsommer 2022 tatsächlich stattfinden.

Wobei, ganz so einfach war es nicht. Denn nicht alle geplanten Veranstaltungen konnten 2022 stattfinden. Ende März beschlossen wir, vier Veranstaltungen (die Rockgigs und die Lesung) abzusagen, da zum damaligen Zeitpunkt das Risiko für uns als selbst veranstaltende Kapelle einfach zu groß war. Diesen Auftritten weinen wir noch immer ein wenig hinterher und haben uns vorgenommen, dass die nächste Tournee in jedem Fall ein starkstromgetränktes Spektakel werden soll.

Umso glücklicher waren wir daher, dass wenigstens der zweite, deutlich größere Konzertblock stattfinden konnte: die Tournee des JANUS Quartetts, die unter dem Titel „Terror und andere Moritaten“ an sechs ausgefallenen Spielorten neun Konzerte gab. Im Rückblick war es eine wunderbare Erfahrung, nicht zuletzt dank euch, die ihr trotz unabwägbarer Zeiten, Pandemie-Blues und Termin-Chaos so zahlreich erschienen seid, aber auch dank Daniel und Martin, unseren beiden ebenso unermüdlichen wie unerschütterlichen Mitstreitern, die Toby und mich so vortrefflich unterstützt haben und gemeinsam mit uns das JANUS Quartett formten.

Ein besonderer Dank geht an dieser Stelle auch noch einmal an all die vielen Helfer an den einzelnen Spielstätten, die mit ihrem Einsatz dafür gesorgt haben, dass alles reibungslos lief, an unsere überaus charmante Gastsängerin Nic Frost sowie an die beiden Personen, die bei jedem einzelnen Auftritt unsere rechte und linke Hand waren: Olli und Tine. Ob Getränke, Verpflegung, Merchandise, Auf- und Abbau, Einlass oder  Erste Hilfe Apotheke: auf euch konnten wir Musiker immer zählen. Ebenso wie auf die Klavierbegleitung von Lilly zum allabendlichen Kehraus.

Ein Hoch auf das Quartett und seine Helfer

 

Es gab in der langjährigen Geschichte von JANUS schon einige kammermusikalische Ensembles, an denen wir ein jedes Mal sehr viel Freude hatten. Doch keine Besetzung hat Toby und mich so elektrisiert, wie das Zusammenspiel mit Martin und Daniel, die beide Meister ihres Fachs und überaus angenehme Menschen sind. Ich habe mich in den letzten Wochen oft gefragt, woran das liegt und eine Vielzahl von Gründen gefunden.

Beide sind versierte, live-erprobte Musiker, die sowohl improvisieren wie auch von Blatt spielen können. Beide sind in der Lage ein Ensemble zu führen und spannende Arrangements zu erarbeiten. Beide kennen JANUS seit vielen Jahren und haben uns schon oft im Studio und auf der Bühne unterstützt. Aber das ist nicht die Hauptsache, weshalb uns das Zusammenspiel im Quartett so viel Freude gemacht hat. Es war Daniels und Martins Fähigkeit, wenn nötig einen ganzen Raum alleine zu erfüllen, zusammen mit der Kunst, den anderen Raum zu lassen, wenn es angebracht war. Das ist großes Kino und Anlass zur Hoffnung, nicht das letzte Mal Bekanntschaft mit dem JANUS Quartett gemacht zu haben.

Einen mindestens ebenso großen Anteil am Gelingen unserer Tournee tragt aber auch ihr, die Zuhörer und Konzertbesucher, die oft lange Reisen und aufwendige Planungen in Kauf nehmen mussten, um nach fast dreijähriger Wartezeit mit von der Partie zu sein. Einige von euch sind nach dem Konzert noch eine Weile bei uns geblieben, so dass wir uns ein wenig mit euch austauschen konnten. Dabei haben wir einiges von dem erfahren können, das euch mit JANUS verbindet und welch hohen Stellenwert unser Schaffen für viele von euch besitzt.  Dieses Wissen ist uns Ansporn und Verpflichtung zugleich, eine echte Motivation.

Und die haben wir auch nötig. Denn es soll auch nicht verschwiegen werden, dass diese Konzertreise mehr als einmal auf Messers Schneide stand. Es sind nach wie vor äußerst schwierige Zeiten für Bands und Kulturschaffende. Die langen, zahlreichen Pandemievorschriften haben uns zermürbt und auch jetzt, da die meisten Vorschriften gefallen sind, ist Corona nicht wirklich vorbei. Zusammen mit den Folgen des Klimawandels, des russischen Angriffskriegs, den Energiepreisen und der sonstigen Inflation breitet sich im traditionell sorgenvollen deutschen Gemüt eine Art Bunkermentalität aus, die man niemandem verdenken kann.

Rosige Zeiten für Kulturschaffende

 

Leider stellt sie die Überlebensfähigkeit vieler größerer und kleinerer Musikunternehmungen und Kunstprojekte in Frage. Wer kauft noch Konzertkarten, wenn die nächste Pandemie schon um die Ecke lauert und letzte noch nicht Mal ausgestanden ist? Wer legt sich noch Merchandise und Tonträger zu, wenn im Winter hohe Strom- und Gasrechnungen  drohen? Wer hat in so einer explosiven Gemengelage aus Ahrtal und Ukraine überhaupt noch Lust auf Musik, die in den 10-20 Jahren zuvor sowieso schon einen immensen Wertverfall erlitten hatte?

Wer mit offenen Augen durch die Welt geht, kann sehen, dass aktuell zahlreiche Tourneen und Auftritte abgesagt werden, manches Mal mit faulen Ausreden, immer öfter aber auch unter Nennung der realen Gründe. Um viele Bands wird es still, alle kämpfen ums Überleben, um einen Funken Relevanz. einige sind dabei schon gestürzt, weitere stolpern und straucheln. Da machen wir keine Ausnahme.

Dennoch sind wir voller Zuversicht, dass wir es mit einer Mischung aus eurem Enthusiasmus und unserer Resilienz wie immer schaffen werden, über Wasser zu bleiben, selbst wenn es uns bis zum Hals steht. Um es mit einem kruden Vergleich zweier JANUS Lieder auf den Punkt zu bringen: auch wenn  die Dämme lautlos brechen. Egal. Wir stehen noch immer.

Und darauf einen Toast!

 

Fotos: Corvus, RIG und Olli Haas

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