Handzeichen aus dem Hamsterrad

25 Sep Handzeichen aus dem Hamsterrad

RIG_Head

Liebe JANUS-Hörer,

es ist eine ganze Weile her, seit wir den letzten Journaleintrag verfasst hatten. Elf Monate, um genau zu sein. Damals mischte sich in die aufkeimende Euphorie ob der bevorstehenden Fertigstellung von „Terror“, das uns auch mit einigem Abstand noch überaus gelungen erscheint,  und der Deluxe-Edition, die sich trotz fehlender LIVE-Präsenz bislang sehr beachtlich verkauft hat, bereits ein klein wenig Erschöpfung in die Formulierungen.

Damals dachten wir, den Gipfel der zu leistenden Anstrengungen bereits erfolgreich passiert zu haben. Von nun an sollte alles einfacher und geordneter werden. Selten lagen wir so falsch. Die Produktion der Tonträger und deren Versand stellte zusammen mit anderen privaten und beruflichen Herausforderungen, die fast zeitgleich über Toby und mich hereinbrachen, beinahe unüberwindbare Hürden dar. Die oft mit einem verschmitzten Schmunzeln vorgebrachten Koketterien über Erschöpfung, überzogene Ansprüche und fortschreitendes Alter wurden mit einem Mal durch die sich scheinbar ewig hinziehenden Arbeiten zum ganz und gar ironiefreien Problem. Wir waren durch; mit den Kräften am Ende. Der Aufstand alter Männer war endgültig zur Kesselschlacht mutiert.

Doch selbst seit Mitte des Jahres endlich alle Deluxe-, Vinyl- und Polaris-Editionen verschickt worden sind, kehrt einfach keine Ruhe bei uns ein. Ursprünglich war geplant nach den Live-Auftritten im Herbst in eine längere Schaffenspause einzutreten, um sich anderen Themenfeldern zu widmen und ein wenig aufzutanken. Doch dazu wird es nicht kommen, das wissen wir jetzt. Zum einen liegt es an der erneuten Verschiebung aller Live-Auftritte ins Jahr 2022. Die ist für euch ebenso ärgerlich, wie für uns. Ihr müsst euch vorstellen, dass wir nun schon zum dritten Mal Termine und Proben neu abstimmen, die Logistik organisieren, Termine kommunizieren, Anfragen beantworten und vieles mehr. Das ist jedes Mal eine ganze Menge Arbeit, nur mit dem großen Unterschied zu sonst, dass es keine Belohnung für die Mühen im Sinne von Begegnungen, Musizieren und Auftritten gibt, weil doch wieder geschoben wird. So hängt die Tournee stets wie ein Damoklesschwert über unseren Häuptern, das verhindert, einfach mal abzuschalten und zu entspannen. Dabei hätten wir es bitter nötig.

Hinzu kommt noch unser ganz eigener Remix von Michael Endes unendlicher Geschichte in Gestalt des „Terror“ Logbuchs. Das gute Stück sollte seid Wochen und Monaten längst fertiggestellt sein, ist es aber nicht. Nachdem wir zunächst besessen an den Inhalten in Wort und Bild getüftelt hatten, verstrickten wir uns danach in etlichen Layout-Ideen und Produktionsdetails. Immerhin, das edle Teil ist aktuell im Druck und wir können nur warten, aber irgendwann werden die Buchpaletten vor den Pforten des Knochenhauses abgeworfen und dann fordert der Versand die letzten Körner, die wir noch nicht verschlissen haben.

Es ist das trügerische Glück kreativer Geister in inspiriertem Zustand unablässig Ideen hervorzubringen. Und solange Endorphine ausgeschüttet werden, stürzt man sich auch von einem Abenteuer ins nächste, ohne jede Spur von Erschöpfung und Abgeschlagenheit. Doch irgendwann, kurz vor dem Zieleinlauf, holt einen die Realität meist ein. Wenn dann, wie in unserem Fall äußere Umstände wie etwa eine Pandemie zusätzliche Abnutzung verursachen, geht man am Ende sprichwörtlich auf dem Zahnfleisch. Und das ist er; der Punkt, an dem wir aktuell sind, von  dem aus wir euch ein zaghaftes Handzeichen aus dem Hamsterrad senden, garniert von einem zögerlichen Lächeln um die eingekerbten Mundwinkel.

Wir haben uns damit abgefunden, dass wir die nötige Entspannung und den Abstand von der Musik  dieses Jahr und vermutlich auch weite Teile des nächsten Jahres nicht haben werden. Wir sind nach wie vor auf die Tournee, das Logbuch und eine weitere, noch nicht enthüllte Sache fixiert und werden erst danach eine schöpferische Pause einschlagen. Das ist zwar suboptimal, aber kaum vermeidbar.

Dafür wird die Pause danach umso stiller und länger ausfallen. Keine Sorge, sechs Jahre lang wird es nicht noch einmal dauern, bis wir wieder auftauchen. Aber wer uns live sehen möchte, der sollte sicherheitshalber eine der Chancen nächstes Jahr nutzen und nicht auf 2023 oder 24 spekulieren. Sagt später nicht, wir hätten euch nicht gewarnt. Noch gibt es für einige Konzerte ausreichend Restkarten. Das wird nicht bei allen so bleiben.

Damit bin ich nun am Ende meiner Litanei angelangt. Wer bis hierhin durchgehalten hat, dem danke ich für die Geduld. Wir sehen uns nächstes Jahr auf einer der Bühnen, um das Ende der Pandemie mit handgemachter Musik zu genießen. Das ist jedenfalls, was wir uns wünschen.

Und ihr doch auch, oder nicht?

Bis dahin. Es ist nicht mehr lang! (JANUS-Zeitrechnung…)

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