Das Mädchen mit dem schwarzen Haar

08 Jul Das Mädchen mit dem schwarzen Haar

„Soll ich mich zum Teufel scheren?
Ist es besser, wenn ich fahr?
Soll ich reden und erklären
weshalb ich Feind und Lügner war?“

RIG erzählt:

Von allen Liedern auf „Ein schwacher Trost“ ist dieses hier am knappsten am Genre ‚verhindertes Liebeslied‘ vorbeigestreift. Der Text existierte in verschiedenen Variationen schon seit vielen, vielen  Jahren und wurde von uns regelmäßig hervorgekramt. Allerdings scheiterte er meist an einer passenden musikalischen Begleitung. Für „Ein schwacher Trost“ haben wir den Text aktualisiert, gestrafft und eine komplett neue Melodie an den Start gebracht, die für dieses Stück den Durchbruch bedeutete. Die Komposition und der Liedaufbau weisen trotz ihrer Stringenz einige versteckte Feinheiten auf. Toby hat die Strophen sehr reduziert angelegt und dem Klavier als Kontrast im Verlauf des Stückes einige wunderschöne Passagen hinzugefügt, die von Tilmans Orchesterarrangement äußerst gekonnt gestützt und ergänzt werden. Der Anfang von „Das Mädchen mit dem schwarzen Haar“ erinnert mich immer ein wenig an Badalamentis Twin Peaks Soundtrack, bevor das Stück dann einen anderen Verlauf nimmt. Insgesamt ein perfektes Beispiel dafür, wie die Reduktion der Mittel ermöglicht, dass alle Elemente der Komposition ihre großen Momente haben und dennoch wie ein Uhrwerk ineinander greifen.

Toby erzählt:

Die wichtigste Regel bei der Entstehung von JANUS-Liedern ist, dass es keine Regel gibt. Als wir anfingen uns mit dem Stück „ Mädchen mit dem schwarzen Haar“ zu beschäftigen, hatte ich eine diffuse Vorstellung die gefühlsmäßig irgendwo zwischen „The Ring“ und Juliette Binoche angesiedelt war. Und weil RIG die ganze Zeit von Schwarz faselte, musste ich zwanghaft schwarze Tasten drücken. So sind wir in der Strophe bei cis-Moll gelandet und im Chorus beginnt die Akkordfolge mit fis-Moll. Auf dem Klavier ist das kein Problem zu spielen, aber die Streicher hatten bei den Aufnahmen an der Intonation ganz schön zu knabbern. Dieses Lied gefällt mir besonders gut wegen seiner Ambivalenz: schaurig und schön, zart und wuchtig, konkret und surreal. Hoffentlich können wir das Mädchen irgendwann einmal in einem großen Saal zusammen mit einem Streichorchester spielen.

Fotos: Oliver Haas

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