Rezension – Auferstehung – Schwarze Seiten

13 Sep Rezension – Auferstehung – Schwarze Seiten

Lange Zeit war es still geworden um JANUS, nun aber melden sich Tobias Hahn und Sänger RIG, unterstützt von zahlreichen Gastmusikern, mit einem gewaltigen musikalischen Paukenschlag zurück: Auferstehung, so der passende Titel des neuen, monumentalen Wunderwerkes der Ausnahmeband.

Und wahrlich, mit Auferstehung ist es JANUS gelungen, ein rundherum so dermaßen perfektes Album abzuliefern, dass man nur mit großen Augen vor dem wunderschönen Digipack sitzen, den schwermütigen Klängen aus den Lautsprechern lauschen und in der düsteren Welt von Auferstehung versinken kann.

Musikalisch gehen JANUS gewohnt ungewöhnliche Wege, eigenwillig und vielfältig kombinieren sie unterschiedlichste Strukturen und Instrumente, so hört man auf Auferstehung etwa brachiale Gitarren neben klagenden Streichern oder verspielte Percussion über traurigem Klavier.

Zudem kommen viele Gastsänger, u.a. Antje Schulz von CHANDEEN zum Einsatz, ebenso zwei Sprecher, welche die stimmungsvollen Erzählteile, zum Beispiel gleich zu Beginn des Albums bei Wenn du mich ansiehst übernehmen. Den Hauptanteil am Gesang hat freilich wie gehabt RIG, der seine markante Stimme gekonnt variiert und jeweils passend zu den Stimmungen der Songs erklingen lässt.

Die Titel selbst sind dabei ebenfalls sehr facettenreich, die allgemeine düstere Atmosphäre des Albums wird ganz verschiedenartig thematisiert und umgesetzt, ruhig und nachdenklich etwa bei dem minimalistischen Scherbengesicht, tragisch wie bei Neunundachtzig oder aber zutiefst melancholisch wie bei dem bewegenden Du siehst aus wie immer.

Im Gegensatz zu diesen eher ruhigen Liedern stehen dann aber zum Beispiel Tracks wie das aggressive Ich will seinen Kopf oder das hymnische Überleben. Ein echter Hammer ist auch der Titelsong Auferstehung, welcher das Epos abschließt, und bei dem – verteilt auf 10 Minuten Musik JANUS noch einmal alle Register ihres Könnens ziehen, und ihren Silberling mit einem wahrhaft bombastischen Abschluss krönen.

Doch nicht nur die musikalische Gestaltung der Songs weiß zu begeistern, nein, vielfach sind es vor allem die genialen Texte, die fesseln, faszinieren und immer wieder aufrütteln mit ihren düsteren Bildern von den Abgründen des menschlichen Seins.

Voller Dramatik und Wut, aber auch mit versteckter Ironie zeigen JANUS mit dem Konzept von Auferstehung die scheinbar ewig gleichen Kreisläufe, denen der Mensch in seinem Denken und Handeln unterworfen scheint. Geschichten von Streben und Selbstbetrug, von Zielen und Hoffnung, von Tod und Verlust, von der Vergänglichkeit der Dinge und davon, wie schnell die Zeit verrinnt.

Songs wie Paulas Spiel oder Die Tage werden enger bekommt man so schnell nicht mehr aus dem Kopf, zu ergreifend ist die schnörkellose Beschreibung dieser traurigen Realitäten. Und gerade das ist es, was Auferstehung zu solch einem Meisterwerk macht: JANUS verstehen es, auf ganz unterschiedliche Art und Weise, mal theatralisch, mal schlicht, mal laut, mal leise, den Hörer in ihre Welt zu entführen, und ihn dazu zu bringen, sich nicht nur berieseln zu lassen, sondern selbst nachzudenken und so gedanklich Teil der Auferstehung zu werden, berührt von der Tiefe der JANUS’schen Kompositionen und Texte der eigenen Vorstellungskraft freien Lauf zu lassen.

Die (seit langem ausverkaufte) limitierte Version von Auferstehung umfasst neben dem Album noch die schaurig-schöne Bonus-CD Kleine Ängste, sowie das Hörbuch zu Kleine Ängste, und kommt im wohl aufwendigsten Digi-Pack daher, welches mir bis dato begegnet ist. Schon allein für die aufwendige und absolut stimmungsvolle Gestaltung von Booklet und Digi hätte Auferstehung die Höchstpunktzahl verdient, und im Gegensatz zu manch anderer Veröffentlichung dieser Tage hält bei JANUS das Album auch, was die Verpackung verspricht.

Auferstehung ist ein unvergleichlich komplexes, einmalig vollkommenes und unbeschreiblich schönes Gesamtkunstwerk, welches alte und neue JANUS-Fans für lange lange Zeit beschäftigen und begeistern wird, und mir tut jeder leid, der sich diese Perle entgehen lässt.

Anne K.

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