Rezension – Schlafende Hunde – Nocturnal Hall

13 Sep Rezension – Schlafende Hunde – Nocturnal Hall

Ich muss ganz ehrlich sagen, dass mir wirklich die Worte fehlen, dieses Album auch nur annähernd zu beschreiben. Wer mich kennt, weiß, wie selten dieser Fall eintritt. Es muss also schon etwas ganz besonderes passieren, um mich sprachlos zu machen …

Und Besonderheiten gibt es auf Schlafende Hunde reichlich zu entdecken. JANUS schaffen es, sämtliche musikalischen Konventionen zu umschiffen, ohne dabei auf Grund zu laufen. Wenn der Begriff Crossover nicht schon negativ belegt wäre, dürfte man ihn jetzt endlich anwenden. Denn es finden sich Einflüsse aus dem Bereich Elektro, Metal, Wave, Gothic, Trip Hop, Ethno, 70?s Rock, Ambient, Klassik usw. Liest sich wirr, passt aber auf gar wundersame Weise völlig organisch zusammen und wirkt niemals gekünstelt oder verkrampft.

Hat man sich erst einmal in dieses Klanguniversum eingehört, erscheint einem diese Mischung ganz natürlich und vertraut zu sein. Gut, eingängig oder gar clubtauglich ist keines der zelebrierten Stücke, doch erzeugen Janus eine Atmosphäre, die an Düsternis und Emotionalität kaum zu überbieten ist und verzichten dabei auf sämtliche oberflächliche Effekte. Titel wie Gescheitert, Reptil oder Klotz am Bein gehen richtig tief unter die Haut, vielleicht für den einen oder anderen schon zu weit …

Aber Schlafende Hunde ist nicht nur musikalisch ehrfurchtgebietend, sondern überzeugt auch durch ein textliches und graphisches Gesamtkonzept, welches in dieser Konsequenz die absolute Ausnahme darstellt. Die erzählte Geschichte ist in drei Kapiteln unterteilt und vermittelt uns drei unterschiedliche Charaktere, ihre miteinander verflochtene Tragödie und das letztendliche Scheitern aller Beteiligten.

Sänger und Texter RIG spielt virtuos mit Worten (und seiner Stimme), den Gefühlen und Abgründen der menschlichen Seele. Es lohnt sich, die Texte einmal für sich selber zu verinnerlichen und aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten. Man fühlt sich nachdenklich, betroffen, manchmal auch getroffen; auf jeden Fall kann man sich alleine damit schon eine ganze Weile beschäftigen.

Als Krönung des Ganzen lässt sich die Produktion sehen: JANUS haben für ihr 2. Album keine Mühen gescheut, sondern auf Keyboards größtenteils verzichtet und Streich-, Blas- und Schlaginstrumente von echten Musikern einspielen lassen. Zusammen mit den intensiven Kompositionen von Tobias Hahn entsteht dadurch eine musikalische Authentizität, die ich in dieser Form für einmalig halte.

Fazit: mit das Beste, was eine deutsche Band je produziert hat. Auf jedem Fall aber ein Werk, welches völlig eigenständig ist und das Potential hätte, Strukturen und Konventionen zu brechen und dem Hörer neue Dimensionen zu erschließen, wenn dies mehr als nur ein paar musikverrückte Freaks auch registrieren würden …

Bevor mir jetzt endgültig die Superlativen ausgehen, vergebe ich daher absolut verdient 10 Punkte ! Kaufen ! Hören ! Abtauchen

Psycho/Calani

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