Rezension – Auferstehung – Nocturnal Hall

13 Sep Rezension – Auferstehung – Nocturnal Hall

Bei jedem erneuten Durchlauf bin ich doch immer wieder überrascht, mit welcher Wucht einen das neueste JANUS Werk Auferstehung trifft. Nach beinahe 4 Jahren gibt es damit nun endlich den Nachfolger zum Überflieger Schlafende Hunde. Tief beeindruckt und bewegt auf dem Sofa im Nachtschichtstudio zurückgelassen, hatte Psycho ja nach der Pre-Listening Session schon eine Song für Song Beschreibung aufs Papier gebracht. Trotzdem kommt man bei einem solch grandiosen Album um eine Review nicht herum. Denn Auferstehung wühlt auf, verstört, macht schizophren, gibt Hoffnung und nimmt sie wieder, ist bedrückend, abgründig, sarkastisch und intellektuell.

Selten habe ich solch eine Achterbahn der Gefühle erlebt, sowohl musikalisch, als auch inhaltlich. Musik, Gesang, Chor, Stimmen, Texte entwickeln einen Spannungsbogen, der an Dramatik kaum zu überbieten ist. Beginnend mit einem gesprochenen Kafka Text gibt es mit Ich will seinen Kopf eine brachiale Metal Attacke. den ersten Höhepunkt und den zweiten mit Überleben. Dazwischen wird gnadenlos mit den Gefühlen gespielt; Herz, Seele und Verstand von einer Katastrophe in die nächste geschubst. Dramen des täglichen Lebens, die sich bei JANUS zu etwas Unüberwindbaren auftürmen, Angst machen und uns doch so banal und millionenfach umgeben und zu oft in unser eigenes Leben einbrechen.

Protagonist scheint auf Auferstehung, obwohl kein Konzeptalbum, das weibliche Geschlecht zu sein. Frauen, die trotz aller seelischer Abgründe und schicksalsträchtigen Katastrophen mehr oder weniger und meist recht sarkastisch „überleben“. Überleben ist für mich dann auch der absolute Lieblingstrack mit einem Text, der sich mir förmlich ins Hirn gebrannt hat. Authentisch? Zu gewissen Zeiten …

Das trifft aber auf beinahe jeden Song zu. Jeder wird sich dort wiederfinden können, wenn er nur ehrlich zu sich selbst ist. Wer nun meint, nach all diesen Katastrophen einen Lichtblick im quasi letzten Song Auferstehung zu finden, wird eines besseren belehrt: //Das Hoffen und das Sehnen // die Trauer und die Tränen // das Trennen und das Scheiden // die Lügen und das Leiden // das Stolpern und das Fallen // das Klammern und das Krallen // die Masken und das Lachen // alles, alles beginnt von vorn.//

Der Kreis schließt sich. Nichts ändert sich. Alles bleibt … anders? Paulas Traum nimmt noch einmal akustisch das musikalische Thema des ersten Songs Paulas Spiel auf und hinterlässt noch nicht einmal in ihren Träumen einen Hoffnungsschimmer, nur Wünsche. Ein fantastisches Album!

Dajana Winkel

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