Rezension – Nachtmahr – Hochniveau

13 Sep Rezension – Nachtmahr – Hochniveau

Schon etwas länger ist das aktuelle Werk von JANUS erschienen, das auf den Namen ‚Nachtmahr‘ hört. Für JANUS gehört es schon seit dem ersten Album zum guten Ton sich mit einem bestimmten Thema auseinanderzusetzen. Nachtmahr macht da keine Ausnahme, jedoch behandelt es nicht Albträume, wie der Titel vermuten lässt. Es geht bei diesem Werk um den Albtraum Krieg, vom II. Weltkrieg bis hin zum Krieg in einer Beziehung.

Die ersten vier Stücke beschreiben die ‚Institution‘ Krieg aus verschiedenen Blickwinkeln. Ganz besonders möchte ich dabei auf zwei Stücke hinweisen: zum Einen ‚Kinderkreuzzug‘, welches auf einer Ballade von Brecht basiert. Zum Anderen will ich noch auf mein Lieblingsstück dieses Tonträgers ‚Anita spielt Cello‘ hinweisen, welches durch das „schmale Büchlein“ ‚Ihr sollt die Wahrheit erben‘ der Cellistin Anita Lasker-Wallfisch inspiriert wurde, in der sie ihr Überleben in einem Konzentrationslager beschreibt.

Der Übergang zum „Krieg im Privaten“ machen zwei Stücke, die schon vorher bekannt waren. Das Cover von Heinz Rudolf Kunzes ‚Kadaverstern‘ und ‚Nellie‘ waren genauso wie das abschließende Stück ‚Das Gesicht‘ schon als Demo oder Live-Version von der Webseite herunterzuladen. Dies schmälert nicht die Qualität der Stücke, sorgte aber bei mir doch für etwas Verwunderung beim ersten Hören, weil ich nur „nagelneues“ erwartet hatte. Auch diese Beschreibungen stehen den anderen Stücken nichts an Eindringlichkeit nach. Jedoch beziehen sich diese aber doch eher um eine Form die Krieges im ‚zivilisierteres‘ Leben, deren Wirkung von den Obszönitäten eines Krieges deutlich übertroffen wären.

Wäre ‚Nachtmahr‘ eine Scheibe, die vom ersten bis zum letzten Track nur die Perversitäten des Krieges mit der Erzähldichte und Tiefe der ersten vier Stücke beschreibt, hätten wir ein Album, das nach dem ersten Durchhören so sitzt wie ein Schlag auf den Solarplexus, nach dem man eigentlich nur noch eins machen kann: zusammensacken. Die hässliche Fratze des Krieges in eine so schöne Verpackung von Musik und Erzählung zu stecken ist definitiv ein Tiefschlag, dessen Wirkung ich nicht missen wollen möchte. Der Rest der Scheibe ist immer noch hervorragend, trotzdem rutscht die Scheibe so doch etwas von ‚exorbitant‘ auf „nur“ ’sehr gut‘ ab.

Für denjenigen, der mal wieder außerordentlich gute Musik hören will, die doch eher ernste als Unterhaltungsmusik ist, gilt: Kaufbefehl!

SVOlli für Hochniveau

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