Live Review – Glauchau 2004 – Gothicworld

13 Sep Live Review – Glauchau 2004 – Gothicworld

Es ist mal wieder so weit. JANUS spielen auf. Eine der seltenen Ereignisse im Jahr, für das man auch mal gerne viele Kilometer zurücklegt und sich zu fünft in einen Polo zwängt. Wo wollen wir hin? Ach ja, nach Glauchau. In die Alte Spinnerei. Mir lediglich durch Konzertankündigungen bekannt, bin ich doch ein wenig gespannt.

Also rein ins Auto, die restlichen Mitfahrer eingesammelt und ab geht die Post. Unter Absingen schweinischer und JANUS Lieder gestaltet sich die Fahrt recht angenehm (sitze ja auch als lebendes Navigationssystem vorne), unterbrochen von einem Zwischenhalt bei den Goldenen Bögen von Babylon zwecks Regeneration, und die 360 km sind im Nichts gefahren. Kein größerer Stau, kein gar nichts. Was will man mehr? Und wie es der Zufall will, finden wir direkt neben dem Eingang zur Spinnerei einen Parkplatz, der anscheinend nur auf uns gewartet hat.

Bei Betreten stellen wir fest, dass es erst mäßig gefüllt ist. Dabei sind es doch nur noch 20 Minuten bis Beginn! Gut, es spielt ja ne Vorband. Was ein Glück. Da kann es ja noch voller werden. Irgendwann kurz nach neun fängt die Vorband an. Felsenreich heißt sie. Na mal schaun, was das wird. Oh oh, bevor ich jetzt was gemeines sage, schreib ich lieber gar nichts. Ist besser so. Langes Warten auf JANUS. Wie lange dauert das denn noch? Mensch, erstmal Kaffee holen, die mitgebrachten Lebkuchen verspeisen und noch mehr Kaffee. Ah, Felsenreich ist fertig. Wurde ja auch Zeit.

Nach einer Umbaupause werden wir vom ~Intro~ wachgerüttelt. OK, ist das falsche, der Patzer wird schnell behoben und dann kommt das Richtige. Direkt daran ~Paulas Spiel~ . Wenn der neben mir nicht bald aufhört, mich zu nerven? ~Ich will seinen Kopf~ – wie passend? Aber er hört nicht auf, ~Verflucht~ soll er sein. Nach diesen beiden Brettern kommt von RIG ein augenzwinkerisches „genug Liebeslieder für heute Abend“ und ein Lachen scheucht durch die Menge (von ca. 150 Leuten) . Die wenigsten scheinen an einem Freitag Abend den ~Exodus~ nach Glauchau auf sich nehmen zu wollen, scheinen ~Kleine Ängste~ zu haben. Eigentlich schade. Sonst hätten sie das wunderbare Heavy Rock’n’Roll Gewand dieser beiden Songs sehr zu schätzen gewusst.

Hey ~Das Gesicht~ kenn ich doch; eine recht bekannte Cellistin, Katharina Kranich von CHAMBER, betritt die Bühne, während außer TOBY der Rest der Musiker die Bühne verlässt. Jetzt wird’s akustisch. Schon auf der Winterreise fand ich diese Lied sehr beeindruckend und auch hier in Glauchau bekam ich meine Gänsehaut.

Katharina äh ~Anita spielt Cello~ ist eine neue Nummer, die wir zu gehör bekommen. Wurde vorher noch fleißig mitgesungen, herrscht nun Ruhe im Saal. Alles hören gespannt zu, wie RIG über Anita singt, die vor einem KZ im Schnee sitzt und Cello spielt. Wäre der Sound ein wenig besser gewesen, hätte ich auch mehr verstanden. Aber alleine die Musik verursacht stehende Nackenhaare. Genauso wie ~Kafka~ natürlich auf einen Besuch vorbei schauen muss. Der Applaus gibt dem Künstler recht – ER hat Kafka getroffen.

Die Cellofee verschwindet, der Rest betritt die Bühne wieder, denn ~Die Tage werden enger~ und da viel mehr gerockt werden sollte, wird eben dieses zelebriert. Wer noch keinen Schlafplatz hat, steigt im ~Hotel Eden~ ab. Gute Entscheidung. Da steht Mr. Drown vor mir, nicht mehr RIG, der charmante Wirrkopf, sondern der Psychopath. Einige schaun nach, ob sie nicht zufällig einen Marmorklotz am Bein haben. Nein, Glück gehabt. Das darauf folgende ~Medley~ besteht aus einigem, aber nicht aus Isaak, weil, das kennt RIG nicht ,wie er vorher lakonisch bemerkt. Stört aber auch keinen, denn nach dem Zugabegebrüll wird ~mein krankes Herz~ geheilt und der Rest im ~Knochenhaus~ verscharrt.

Wir haben alle eine Träne im Auge, ist das doch Basser ROBs letzter Auftritt mit JANUS. Das Urgestein war von Anfang mit dabei und geht nun. Sehr schade dass. Wirklich. Dafür darf er noch mal so richtig in die Saiten hauen und liefert sich ein musikalisches Duell mit der Gitarre. Und so findet diese Nummer einen fulminanten Abschluss in lauten Zugaberufen, die man uns gerne mit der wieder aufgetauchten Cellofee erfüllt. ~Was uns zerbricht~? Nicht diese Klänge. Es ist wundervoll. Vom ~Kadaverstern~ komme ich erst zurück, als ich wieder Zugabe rufen muss, die wir mit einem ~Flüsterer im Dunkeln~ auch erhalten. Irgendwann haben sie auch noch ~Neunundachtzig~ gespielt, aber ich weiß leider nicht mehr, wann. Auf der Setlist steht es leider nicht drauf.

Nach kurzem Eindecken mit Shirts, letzten Gesprächen mit den der Horde aus der Knochenbude und einem „Ihr seid doch total verrückt, jetzt nach Hause zu fahren“ von TOBY sattelten wir das Gefährt und es ging nach Hause. Glauchau, wir kommen wieder, wenn JANUS auftritt.

Stefan Urbach

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