Rezension – Vater – Arkham Chronicle

13 Sep Rezension – Vater – Arkham Chronicle

Vater heißt das vor kurzem erschienene Debütalbum des Duos JANUS, eine deutsche Formation, die mit nicht gerade wenigen Gastmusikern zusammenarbeitet. Kern von JANUS sind T. Hahn und RIG und schon das Artwork der CD und des Booklets lässt einiges von seinem Inhalt erahnen. (und nebenbei die (verräterischen) Herzen von Poe- und HPL-Fans höher schlagen, zumindest ging es mir so).

Sieben Lieder bei insgesamt 50 Minuten Laufzeit bescheren dem geneigten Hörer verstörende, sarkastische, kitschig-ironische (Lolita…) und immer düstere Texte, die ich am ehesten der Romantik eines Edgar Allen Poe zuordnen mag, oder der Bizarrerie Kafkas (nein, ich benutze jetzt nicht das Wort kafkaesk!). Saitenspiel bezieht sich gar auf das Leben (und Sterben) von Gustav Mahler, dem österreichischen Komponisten der Kindertotenlieder.

Der Sound ist teilweise (beun-)ruhig(-end) und düster, mit unheilvoller Stimme vorgetragen, dann folgen wieder längere Passagen mit eindringlichem Gesang, hämmerndem Instrumentengebrauch (darunter seltsamste Geräte wie Djembe, Tarabuka, Oud u. ä.) und dabei durchaus tanzbaren Rhythmen.

Wenig geeignet für atmosphärisch-gruselige Rollenspielsitzung, eher schon als Begleitung entsprechender Lektüre, wie ich finde. Idealerweise hört man sich das Werk aber in einem Stück, ohne Ablenkung und aufmerksam lauschend an. Interessante Lyriken gibt es einige zu entdecken: Du hast elf Rollen Nylon mitgebracht und die Fäden sorgsam verlegt. (Schwarzer Witwer).

Für Lovecraftianer am interessantesten ist eindeutig Der Flüsterer im Dunkeln. Hier geht es aber weniger um die gleichnamige Geschichte oder cthuloide (ich liebe dieses Wort!) Inhalte, vielmehr um die Kindheitstraumata des kleinen Howie Lovecraft. Speziell die verstörenden Erlebnisse als Fünfjähriger, der Tod seines Vaters, und die Hassliebe seiner Mutter finden hier einen beeindruckenden musikalischen Spiegel, den eine Gruppe wie die Hillside Thickets wohl kaum erschaffen könnte. Interessant auch das Artwork im Booklet zu diesem Text! Irgendwie beunruhigend, diese Tentakel…

Insgesamt ein Album, das mir nach mehrmaligem Hören immer besser gefällt, wenn es auch seine Schwächen hat. Der teilweise übertrieben laute Gesang stört m. E. an einigen Stellen etwas die Atmosphäre, wo er ruhig gesungen vielleicht intensiver hätte sein können.

Die Musik ist fast immer sehr passend und in den gemächlicheren Passagen sehr verstörend und gänsehauterzeugend. Meine Freundin nennt das treffend morbide. Geheimtip: Isaak! Man kommt ins Grübeln, ob man die Bibel nicht in eine Reihe mit dem Necronomicon, De Vermis Mysteriis, Unaussprechliche Kulte etc. setzen sollte…

Das dieses Album in der einschlägigen Presse der schwarzen Szene (Orkus & Co.) höchst gelobt wird, stellt gewiss keinen alleinigen Kaufgrund dar. Allerdings rate ich auch davon ab, vor dem Kauf reinzuhören, da man so vielleicht verschreckt wird und so ein exzellentes Stück Musik verpasst, das sich einem erst nach mehrmaligem Hören völlig erschließt.

Nicht das ihr mich missversteht: Eine besondere, tiefschürfende, Moral-von-der-Geschichts-Rad-artige Botschaft steckt nicht unbedingt hinter dem ganzen (vielleicht habe ich sie auch nur noch nicht gefunden).
Vater ist unheimlich, veranlasst sadistische Cthulhu-Keeper zu fiesem Schmunzeln (in Erinnerung an vergangene, seinen Spielern angetane Boshaftigkeiten). Eine Mischung aus Electronic/EBM, ein wenig Industrial, einigen (blasphemous… smile!) Folkinstrumenten und einer gehörigen Portion Poe, Lovecraft und Kafka. Wer sich literarisch für letztgenannten Drei interessiert, sollte durchaus zugreifen! Alle anderen auch. Bei Nichtgefallen allerdings kein Geld zurück, die Geschmäcker sind halt doch verschieden…

[ia]

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